Mit der «Löffel-Theorie» können Autisten Burnout vermeiden

Judith Heede
Judith Heede

Am 22.04.2024 - 06:15

Egal, ob autistisch oder nicht – mit seinen Energien muss man haushalten, sonst droht ein Burnout. Wie die «Löffel-Theorie» dabei hilft, erfahren Sie hier.

Erschöpfte Frau
Burnout ist weit verbreitet, lässt sich mit der «Löffel-Theorie» jedoch vermeiden. - Pexels

Autismus ist eine komplexe neurologische Störung, die oft mit Erschöpfung und Burnout oder anderen geistigen Ermüdungserscheinungen einhergeht. Doch es gibt einen cleveren Ansatz, der Betroffenen hilft, ihre Energiereserven besser einzuteilen: die sogenannte «Löffel-Theorie».

Diese wurde ursprünglich von Christine Miserandino entwickelt, um das Leben mit einer chronischen Krankheit zu erklären.

Sie fand jedoch auch in der autistischen Gemeinschaft Anklang. Dort wird sie inzwischen als Metapher für die begrenzte Energie verwendet, über die Menschen mit Autismus verfügen.

Die Theorie als Massstab für den Alltag

Menschen ohne Autismus oder andere chronische Erkrankungen haben im Allgemeinen eine unbegrenzte Anzahl an metaphorischen «Energie-Löffeln» zur Verfügung. Sie können also eine Vielzahl an Aktivitäten ausführen, ohne dabei ihre Energiereserven aufzubrauchen.

Autismus
Menschen mit Autismus müssen ihre begrenzte Energie sorgfältig einteilen. - Depositphotos

Bei Menschen mit Autismus sieht das anders aus: Jede Aktivität kostet mindestens einen Löffel – selbst wenn sie eigentlich Freude bereitet.

Sich dieser Tatsache bewusst zu sein und sich seine täglichen Aufgaben entsprechend einzuteilen, hilft dabei, Überforderung zu verhindern. Auch die damit verbundenen negativen Folgen wie Burnout oder extreme Müdigkeit lassen sich vermeiden.

Von Löffeln zu Kieselsteinen: Ein neuer Ansatz

Eine Variation dieses Konzepts beinhaltet den Austausch von Löffeln gegen Kieselsteine. Dieser Ansatz kann besonders hilfreich sein, da er eine physische Darstellung der verfügbaren Energie bietet.

Dies wiederum verhilft zu einem bewussteren Umgang mit der eigenen Energie. Die Idee hierbei ist es, sich vorzustellen, jeden Tag mit einer bestimmten Anzahl an Kieselsteinen zu beginnen.

Jeder dieser Steine repräsentiert ein Stück Energie und jede Aktivität kostet einen oder mehrere davon. Sind alle aufgebraucht, ist die Energie für den Tag erschöpft.

Wochenplanung und Krisenmanagement

Diese Methode lässt sich auch auf längere Zeiträume wie eine Woche ausdehnen: Wenn man weiss, dass ein besonders energieintensiver Tag bevorsteht, können im Vorfeld «Steine» gespart werden.

So stellen Sie sicher, dass genügend Reserven vorhanden sind. Sollte trotz allem einmal die Erschöpfung eintreten, weil alle «Steine» aufgebraucht sind, gilt es, Ruhephasen einzuplanen.

Zucker, Ernährung, Auswirkung
Keine Energie mehr? Dann planen Sie bewusst Ruhephasen ein. - Depositphotos

Ob durch das Lesen eines Buches oder Spaziergänge in der Natur – sammeln Sie neue Energie. Auch das Aussortieren unnötiger Aufgaben hilft dabei, keine weiteren Kraftreserven zu verschwenden.

Eigene Grenzen erkennen

Diese Art des Lebensmanagements mag zunächst frustrierend wirken – schliesslich möchte niemand seine Energiereserven ständig überwachen müssen. Doch letztlich geht es nicht um Fairness, sondern um die Akzeptanz der eigenen Grenzen.

Nur wer diese erkennt und respektiert, kann ein ausgeglicheneres und zufriedeneres Leben führen.

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