Wundertrank gegen Sucht? Ayahuasca im Fokus der Wissenschaft

Kiran Iqbal
Kiran Iqbal

Ein uraltes pflanzliches Gebräu aus dem Amazonas wird als mögliche Hilfe bei Suchterkrankungen diskutiert. Wie wirksam und sicher ist Ayahuasca wirklich?

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Ayahuasca ist ein traditionelles, pflanzliches Rauschmittel, das seinen Ursprung in Südamerika hat. - Depositphotos

Wer schon einmal mit einer Suchterkrankung zu kämpfen hatte, weiss, wie schwer es ist, sich davon zu befreien. Therapien und Medikamente sind oft die ersten Anlaufstellen, doch manchmal scheint eine Genesung in weite Ferne gerückt.

Ayahuasca, ein traditionelles Getränk aus den Urwäldern Südamerikas mit psychedelischer Wirkung, gewinnt zunehmend Aufmerksamkeit als ergänzende Therapie bei Suchtproblemen. Doch die westliche Forschung dazu steckt noch in den Kinderschuhen, und Risiken sind nicht zu unterschätzen.

Was ist Ayahuasca?

Ayahuasca ist ein Getränk, das aus einer Liane («Banisteriopsis caapi») und den Blättern eines Strauchs («Psychotria viridis») gebraut wird. Der Ursprung des Getränks liegt im Amazonasgebiet; dort ist es seit Jahrhunderten Bestandteil spiritueller Zeremonien.

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Ayahuasca – ein traditioneller Amazonas-Tee, der Bewusstsein und Emotionen auf eine intensive Reise schickt. - Depositphotos

Ayahuasca enthält die Substanz DMT; diese wirkt bewusstseinsverändernd und löst intensive emotionale Erfahrungen aus. Menschen, die davon probiert haben, berichten von Visionen, dem Wiedererleben alter Erinnerungen und einem Gefühl tiefer Verbundenheit mit ihrer Umwelt.

Wissenschaftlich gelesen, beeinflusst Ayahuasca Serotoninrezeptoren im Gehirn, was zu einer veränderten Wahrnehmung und emotionalen Offenheit führt. Und speziell diese Eigenschaften machen das Gebräu auch für die therapeutische Forschung interessant.

Wie könnte Ayahuasca bei Sucht helfen?

Sucht ist häufig die Folge ungelöster seelischer Konflikte und tiefer Traumata. Verantwortlich eingesetzt, kann Ayahuasca dabei helfen, verborgene Ursachen ans Licht zu bringen und emotionale Blockaden zu durchbrechen.

Erste Studien deuten darauf hin, dass Teilnehmer nach Ayahuasca-Zeremonien weniger Suchtdruck verspüren und sich ihre psychische Gesundheit verbessert. Die Substanz fördert offenbar die Neuroplastizität des Gehirns und kann schädliche Verknüpfungen, die Suchtverhalten begünstigen, auflösen.

Dadurch eröffnet sich ein Ansatz, der nicht nur die Symptome, sondern auch die Wurzeln der Sucht adressiert.

Vorsicht: Risiken und Einschränkungen

Ayahuasca ist kein Allheilmittel und bringt erhebliche Risiken mit sich. Die psychische Belastung während einer Zeremonie kann sehr intensiv sein und Angst oder Verzweiflung hervorrufen.

Medikamente
Wechselwirkungen mit Medikamenten sind bei Ayahuasca möglich – eine professionelle Begleitung ist daher unerlässlich. - Depositphotos

Körperliche Nebenwirkungen wie Erbrechen, Durchfall und erhöhter Blutdruck treten häufig auf. Besonders gefährlich wird es, wenn Ayahuasca mit bestimmten Medikamenten, etwa Antidepressiva, kombiniert wird.

Die rechtliche Situation ist in vielen Ländern unklar, und nicht alle Retreats arbeiten seriös oder sicher. Wer Ayahuasca als Therapie in Erwägung zieht, sollte dies nur unter professioneller Aufsicht und im Rahmen eines ganzheitlichen Behandlungskonzepts tun.

Ausblick auf die Forschung

Die wissenschaftliche Untersuchung von Ayahuasca befindet sich gegenwärtig in einem frühen Stadium. Erste Ergebnisse sind zwar vielversprechend, doch fehlen bisher langfristige Studien zur Wirkung und Sicherheit.

Interessant: Auch andere psychedelische Substanzen wie Psilocybin oder MDMA werden auf ihre Wirkung bei psychischen Erkrankungen untersucht; erste Ergebnisse sind vielversprechend. In den kommenden Jahren wird sich zeigen, ob und wie Ayahuasca in Therapiekonzepte integriert werden kann.

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