Kalaripayattu: Wiege aller Kampfkünste und uralte Heilkunst
Kalaripayattu stammt aus Südindien und gilt als Ursprung vieler moderner Kampfsysteme. Zudem umfasst sie eine tief verwurzelte Heilkunst.
Kalaripayattu – dabei handelt es sich um eine antike indische Kampfkunst mit Ursprung im Bundesstaat Kerala. Der Begriff «Kalari» steht für Schlachtfeld, was diese Kunstform als eine der ältesten überlebenden Kampftechniken auszeichnet.
Kampftechnik trifft Medizin: eine einzigartige Symbiose
Kalaripayattu ist eng verbunden mit traditionellen indischen Heilmethoden. Es wurzelt in Ayurveda und Siddha-Medizin.
Doch seine Praktizierenden entwickelten durch ihre Routine bei der Behandlung von Verletzungen eine eigene Methodik namens «Kalari Chikitsa» oder «Schlachtfeldmedizin».
Marmas als Schlüsselpunkte
Diese Kämpfer waren Meister der Marmas – Schlüsselpunkte am menschlichen Körper, die den Fluss der Lebensenergie beeinflussen. Diese Punkte finden sich an Stellen, wo verschiedene Gewebetypen zusammentreffen wie Muskeln, Venen oder Knochen.
Ihre Kenntnis war hauptsächlich den Kriegern vorbehalten. Sie zielten auf Marma-Punkte ab, um maximalen Schaden zu verursachen.
Von Nord nach Süd: Vielfalt in Stilen
Es gibt zwei Hauptstile des Kalaripayattu: den nördlichen und südlichen Stil sowie einen neu entstandenen «zentralen Stil», der Elemente beider vereint.
Der nördliche Kalaripayattu legt mehr Wert auf Waffentraining und ist mit Ayurveda verbunden. Der südliche Stil dagegen betont den Hand-zu-Hand-Kampf und ist mit Siddha-Medizin verknüpft.
Von Holz bis Metall
Die Vielfalt an Waffen in dieser antiken Kunstform spiegelt ihre Herkunft vom Schlachtfeld wider. Die Schüler beginnen mit einfachen Waffen und schreiten zu komplexeren fort.
Kalaripayattu-Waffen sind entweder aus Holz oder Metall gefertigt. Sie reichen von kurzen Stöcken über lange Bambusstäbe bis hin zu gebogenen Keulen, die nach dem Elefantenrüssel geformt sind.
Beeindruckendes Arsenal
Alle Waffen dienen dazu, die Marma-Punkte des Gegners anzugreifen. Metallwaffen umfassen Messer verschiedener Formen und Grössen sowie das ikonische Schwert-Schild-Duo des indischen Schlachtfelds.
Eine besonders einzigartige Waffe ist das Urumi. Das ist eine Art Peitschenschwert aus Metall, berühmt für seine schwierige Handhabung, aber tödlich in den Händen eines Meisters.
Mehr als nur Kampfkunst
Kalaripayattu betont eine Balance zwischen physischem und mentalem Training. Neben Schlägen, Ringkampftechniken und tiefgehenden Tier-inspirierten Haltungen ist auch mentales Training ein integraler Bestandteil der Praxis.
Die traditionelle Methode des Kalaripayattu-Studiums ist tief in der hinduistischen Weltanschauung verwurzelt. Sie zielt darauf ab, den Praktizierenden näher an die fünf Elemente – Äther, Luft, Wasser, Feuer und Erde – heranzuführen.
Verbindung von Geist und Körper
Jede Trainingseinheit beginnt und endet mit Gebeten. Auch Trataka – eine tantrische Feuerschau-Meditation – wird oft am Anfang und Ende jeder Übungseinheit praktiziert.
Die Verbindung zwischen Geist, Körper und Seele ist ein Schlüsselelement des traditionellen Kalaripayattu-Trainings.