Warum zu viel Östrogen mehr als nur ein Hormonchaos sein kann
Die meisten haben schon einmal den Begriff «Östrogen» gehört, aber wie viele wissen wirklich, was es bedeutet und welche Rolle es in unserem Körper spielt?

Manchmal fühlt es sich an, als ob der eigene Körper gegen einen arbeitet. Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme und unerklärliche Müdigkeit können das Leben belasten, ohne dass man die Ursache versteht.
Doch was, wenn hinter diesen Beschwerden ein hormonelles Ungleichgewicht steckt? Ein Überschuss an Östrogen – oft unbemerkt, aber mit weitreichenden Folgen – könnte der Auslöser sein.
Östrogen – Der Dirigent unseres hormonellen Orchesters
Östrogen ist nicht einfach nur ein Hormon; es hat vielfältige Aufgaben im weiblichen Körper. Von der Regulierung des Menstruationszyklus bis hin zur Unterstützung unserer Stimmungslage – Östrogen trägt massgeblich zu diesen Funktionen bei.

Darüber hinaus hilft es dabei, unsere Knochen dicht und stark zu halten und spielt eine entscheidende Rolle für die Gesundheit unseres Herzens und unserer Fortpflanzungsorgane. Natürlich schwankt unser Östrogenspiegel im Laufe des Lebens: Er ist niedrig bei der Geburt, steigt während der Pubertät stark an und fällt schliesslich nach den Wechseljahren wieder ab.
Wenn das Pendel ausschlägt: Ein zu hoher Östrogenspiegel
Ein zu hoher Östrogenspiegel entsteht, wenn das Gleichgewicht zwischen den beiden zentralen Sexualhormonen Östrogen und Progesteron gestört ist. Dieses Ungleichgewicht wird häufig als Östrogendominanz bezeichnet.
Dabei kann entweder tatsächlich zu viel Östrogen im Körper vorhanden sein (absolute Östrogendominanz) oder Progesteron ist im Verhältnis zu niedrig (relative Östrogendominanz).
Beide Hormone spielen eine entscheidende Rolle in der Regulation des Menstruationszyklus, der Fruchtbarkeit und des allgemeinen Wohlbefindens.
Warum kommt es zum Östrogenüberschuss?
Ein erhöhter Östrogenwert wird oft mit bestimmten Symptomen in Verbindung gebracht, aber er ist nicht immer ein Grund zur Sorge. Er kann durch Übergewicht entstehen, da Fettgewebe selbst Östrogen produziert. Besonders Bauchfett fördert diesen Effekt und trägt zu einem hormonellen Ungleichgewicht bei.

Stress ist ein weiterer Faktor, da chronisch hohe Cortisolwerte die Progesteronproduktion hemmen. Dies führt zu einem relativen Überschuss an Östrogen im Vergleich zu Progesteron.
Auch Umwelthormone, wie sie in Plastik, Pestiziden oder Kosmetika vorkommen, können den menschlichen Hormonhaushalt stören. Diese Stoffe imitieren Östrogen oder hemmen dessen Abbau, wodurch der Östrogenspiegel ansteigt.
Die roten Flaggen: Symptome eines hohen Östrogenspiegels
Ein erhöhter Östrogenspiegel kann zu Zyklusstörungen wie unregelmässigen oder verstärkten Blutungen führen. Zudem treten häufig Brustspannen und -schmerzen sowie eine Gewichtszunahme, besonders an Hüften und Oberschenkeln, auf.
Viele Betroffene leiden unter Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und depressiven Verstimmungen. Auch Schlafstörungen und eine verminderte Libido sind typische Anzeichen einer Östrogendominanz.

Wassereinlagerungen, Kopfschmerzen und Müdigkeit beeinträchtigen oft das Wohlbefinden. Bei manchen Frauen verstärken sich zudem die Symptome des prämenstruellen Syndroms (PMS).
Soll ich meinen Östrogenspiegel testen lassen?
Ob Sie Ihren Östrogenspiegel testen lassen sollten, hängt von Ihren Symptomen und individuellen Umständen ab. Bei Beschwerden wie Zyklusstörungen, Stimmungsschwankungen oder unerfülltem Kinderwunsch kann ein Test durchaus hilfreich sein.
Ein Hormonstatus wird durch Blut- oder Speicheltests ermittelt. Während Bluttests präzise Laborwerte liefern, bieten Speicheltests eine einfache Möglichkeit, aktive Hormone bequem zu Hause zu messen.
Besprechen Sie auffällige Symptome immer mit einem Arzt, um die richtige Testmethode und Behandlung zu wählen. Selbsttests können eine erste Orientierung bieten, ersetzen aber keine professionelle Beratung.
Behandlungsmöglichkeiten bei hohem Östrogenspiegel
Wenn Sie tatsächlich einen erhöhten Östrogenspiegel haben, gibt es verschiedene Möglichkeiten, diesen zu behandeln. Dazu gehören Lebensstiländerungen wie Stressmanagement, regelmässige Bewegung und vor allem eine gesunde Ernährung.
Kreuzblütlergemüse wie Brokkoli und Grünkohl enthalten Sulforaphan und Indol-3-Carbinol, die den Östrogenstoffwechsel positiv beeinflussen. Eine tägliche Portion dieser Gemüse kann helfen, den Östrogenspiegel natürlich zu senken.

Leinsamen sind reich an Lignanen, die als Phytoöstrogene wirken und das hormonelle Gleichgewicht unterstützen. Ein bis zwei Esslöffel täglich können in Müsli oder Smoothies integriert werden.
Auch eine Hormonersatztherapie verspricht Linderung
Bei Bedarf kann eine individuell angepasste Hormonersatztherapie (HRT) das hormonelle Gleichgewicht wiederherstellen. Dabei kommen hormonähnlich wirkende Medikamente oder bioidentische Hormone zum Einsatz.
Pflanzliche Substanzen wie DIM aus Kreuzblütlern oder Heilpflanzen wie Mönchspfeffer können ebenfalls hilfreich sein. Auch Nahrungsergänzungsmittel mit Calcium-D-Glucarat, Magnesium oder Probiotika werden zur Unterstützung eingesetzt.
Aber denken Sie daran: Die Behandlung von Zuständen im Zusammenhang mit hohem Östrogen erfordert einen individuellen Ansatz und sollte immer unter der Aufsicht eines Arztes erfolgen.