Tourette-Syndrom: Was steckt wirklich dahinter?

Kiran Iqbal
Kiran Iqbal

Am 21.02.2024 - 06:46

Das Tourette-Syndrom ist vielen Menschen ein Begriff. Doch was wirklich dahintersteckt, ist nicht immer klar. Wir klären auf.

Frau tröstet Jungen
Leiden Kinder unter dem Tourette-Syndrom, fühlen Sie sich vor allem in sozialen Situationen unwohl - Depositphotos

Unwillkürliche Geräusche und Bewegungen, die oft kurz auftreten, werden als «Tic» bezeichnet. Tic-Störungen, die beispielsweise beim Tourette-Syndrom vorkommen, sind weit verbreitet und werden meistens in der Kindheit diagnostiziert.

Ob Grimassen ziehen, sich räuspern, plötzlich grunzen oder Zuckungen: Jedes fünfte Kind erlebt Tics, die sowohl motorischer Natur sein können als auch in Form von Geräuschen vorkommen.

Mit der richtigen Therapie können Tics, die im Rahmen eines Tourette-Syndroms auftreten, aber gut behandelt werden. Heilbar ist das Syndrom aber nicht.

Tourette-Syndrom: Das steckt dahinter

Wenn jemand sowohl motorische als auch vokale Tics hat, die länger als ein Jahr andauern, spricht man vom Tourette-Syndrom (TS). Es ist jedoch schwierig zu sagen, wie verbreitet das Tourette-Syndrom tatsächlich ist, da viele Kinder nicht diagnostiziert werden.

Experten schätzen jedoch, dass eines von 162 Kindern an Tourette leidet. Dabei tritt das Syndrom etwa viermal häufiger bei Jungen auf als bei Mädchen.

Kinder Schule
Eine Weiterbildung zum Erzieher kann helfen, sich beruflich neu zu orientieren. - Depositphotos

In manchen Fällen können die Bewegungen oder Geräusche komplexer sein. Dann zeigt sich beispielsweise eine ungewöhnliche Gangart oder die Worte anderer werden nachgeahmt (Echolalie).

Ursachen des Tourette-Syndroms

Bisher konnten Forscher nicht genau herausfinden, was die Ursachen vom Tourette-Syndrom sind. Wahrscheinlich spielen genetische Faktoren eine Rolle, aber auch psychologische und Umweltfaktoren sind beteiligt.

Es wird auch angenommen, dass Bewegungsimpulse im Hirn, die über das «normale» Mass hinausgehen, nicht richtig reguliert werden. Infolgedessen kommt es zu den berühmten Tics.

Viele Kinder mit TS haben entweder Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) oder Zwangsstörungen (OCD). Stress, Müdigkeit oder Aufregung können die Tics verschlimmern.

Unterschiedliche Schweregrade

Wenn nur ein leichtes Tourette-Syndrom vorliegt, ist eine Behandlung nicht immer notwendig. Schüler fühlen sich dadurch nur wenig bis kaum eingeschränkt, wenn die Tics nicht richtig wahrnehmbar sind.

Es kann aber auch ein mittleres Tourette-Syndrom vorliegen. Dann fallen die Tics auf und schränken oft auch den Alltag ein, sodass eine Behandlung wichtig ist.

Kind versteckt sich hinter Wand
Vor allem bei ausgeprägtem Tourette haben Kinder oft mit Scham in sozialen Situationen zu kämpfen. - Depositphotos

Unabdingbar ist eine Therapie bei einem schweren Tourette-Syndrom. Die Tics sind so ausgeprägt, dass sie sich beispielsweise auf Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit sowie auf das soziale Umfeld auswirken.

Behandlungsmöglichkeit: Es gibt Hoffnung

Für Tics gibt es keine Heilung, es existieren allerdings Methoden, um diese zu reduzieren und einen besseren Umgang damit zu finden. Die CBIT-Methode («Comprehensive Behavioral Intervention for Tics») zielt darauf ab, das Auftreten von Tics zu erkennen.

Wenn Betroffene sich beispielsweise unter Menschen befinden, soll durch bewusstes Atmen oder Bewegungskontrolle versucht werden, ein Tic besser zu regulieren.

Das Problem ist allerdings, dass es manchmal schwierig ist, Therapeuten zu finden, die in dieser Behandlungsform geschult sind. Manchmal wird die Behandlung auch nicht von Krankenkassen finanziert.

Medikamente: Manchmal hilfreich, aber nicht die erste Wahl

Wenn CBIT keine Option ist oder nicht ausreichend hilft, werden manchmal Medikamente verschrieben. Eine medikamentöse Behandlung ist jedoch normalerweise nicht notwendig.

Kind mit Therapeutin
Beim Tourette-Syndrom kann eine Verhaltenstherapie hilfreich sein. - Depositphotos

Denn eine Verhaltenstherapie ist zu bevorzugen, damit Kinder, Jugendliche oder auch Erwachsene langfristig profitieren. Zudem ist es wichtig, dass das Umfeld von Betroffenen eingeweiht ist, was Kindern mit Tourette-Syndrom bereits erheblich hilft.

So können Lehrer, Verwandte und Menschen im näheren Umfeld besser auf das Kind eingehen. Zusätzlich kann die Behandlung anderer Erkrankungen, das können beispielsweise Angsterkrankungen oder eine Depression sein, helfen, Tics zu reduzieren.

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