Beeinträchtigt ein kaltes Zuhause Ihre geistige Gesundheit?
Viele von uns sind sich bewusst, wie sich ein kaltes Zuhause auf unsere körperliche Gesundheit auswirken kann. Aber wie sehr beeinträchtigt es unsere Psyche?
Wir alle kennen das Gefühl, in einer kalten Wohnung leben zu müssen. Es ist unangenehm und kann unsere körperliche Gesundheit beeinträchtigen.
Doch haben Sie jemals darüber nachgedacht, wie sich ein frostiges Zuhause auf Ihre mentale Gesundheit auswirken könnte?
Kältebelastung: Mehr als nur physische Auswirkungen
Es ist weitgehend bekannt, dass Kälte eine Vielzahl von gesundheitlichen Problemen verursachen kann, darunter Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ein erhöhtes Schlaganfallrisiko. Aber was ist mit den psychischen Auswirkungen der Kälte?
Eine Studie im Fachmagazin «Social Science & Medicine» hat genau diese Frage untersucht. Die Forscherinnen analysierten Daten der britischen Haushalts-Längsschnittstudie «Understanding Society», um einen Zusammenhang zwischen Wohnbedingungen und mentaler Gesundheit zu erkennen.
Die dunkle Seite eines eiskalten Zuhauses
Das Ergebnis war alarmierend: Menschen, die in Häusern lebten, die sie nicht ausreichend beheizen konnten (die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt mindestens 18 Grad Celsius Innentemperatur), berichteten über reduzierte Autonomie- und Kontrollgefühle sowie Schlafstörungen.
Sie waren sozial weniger aktiv und litten unter finanziellen Belastungen – alles Faktoren, die zu einer schlechteren psychischen Gesundheit beitragen können. Die Forscherinnen stellten zudem fest, dass Menschen mit bereits bestehenden psychischen Erkrankungen besonders anfällig für gesundheitliche Probleme durch kalte Wohnbedingungen sind.
Die Risiken eines kalten Zuhauses verteilen sich dabei ungleichmässig: Alleinerziehende, Langzeitkranke und Arbeitslose leben überproportional oft in kalten Häusern.
Kältebelastung: Ein unterschätzter Stressfaktor
Selbst nach Berücksichtigung dieser Faktoren zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Unfähigkeit, das eigene Zuhause warmzuhalten, und einem erhöhten Risiko für schwerwiegende mentale Belastungen. Für Personen ohne vorherige Anzeichen von mentaler Belastung verdoppelte sich das Risiko bei zu niedrigen Temperaturen im eigenen Heim sogar.
Auch andere Studien haben ähnliche Ergebnisse erbracht. So hat eine systematische Literaturauswertung den Kontext von steigenden Lebenshaltungs- und Energiekosten beleuchtet.
Das Ergebnis: Insbesondere Energiearmut wird mit einem erhöhten Suizidrisiko in Verbindung gebracht.
Politische Intervention gefordert
Angesichts dieser alarmierenden Befunde fordern die Forscherinnen politische Massnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz in Wohngebäuden sowie mehr finanzielle Unterstützung für Menschen, die unter der Kältebelastung leiden. Sie sind überzeugt, dass dies nicht nur psychische Probleme reduzieren könnte, sondern auch zu geringeren Gesundheitskosten und einer gesteigerten Produktivität beitragen würde.
Die Entscheidung zwischen Heizung oder Essen auf dem Tisch wird für immer mehr Menschen zur bitteren Realität. Die finanziellen und gesundheitlichen Auswirkungen sowie das unangenehme Gefühl von anhaltender Kälte zehren an der mentalen Gesundheit und dem eigenen Wohlbefinden.