Was ist ein autistischer Burnout und was kann man dagegen tun?

Judith Heede
Judith Heede

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Der autistische Burnout ist keine Folge des Leistungsdrucks, sondern vielmehr die ständige Bemühung, sich an die neurotypische Umwelt anzupassen.

Autismus kann einen Burnout fördern.
Autismus kann einen Burnout fördern. - Depositphotos

Als wäre das Leben für Menschen mit Autismus nicht schon schwer genug, quälen sich viele zusätzlich mit einem Burnout herum. Dieser Zustand ist weitaus mehr als «nur» eine milde Depression und hat tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben Betroffener.

Autistischer Burnout: Mehr als nur ein Schlagwort

Der autistische Burnout ist offiziell nicht in medizinischen Handbüchern verzeichnet. Aber er beschreibt eine Reihe von Symptomen, die viele Menschen mit Autismus erleben.

Kinder mit Autismus können sehr sensibel auf äussere Einflüsse reagieren.
Kinder mit Autismus können sehr sensibel auf äussere Einflüsse reagieren. - Depositphotos

Sie fühlen sich überfordert durch die ständigen Anforderungen einer Gesellschaft, die ihre Bedürfnisse oft missversteht oder ignoriert. Diese Überlastung äussert sich in verschiedenen Formen.

Das reicht vom Rückzug aus sozialen Situationen bis hin zu fatalistischem Denken und körperlicher Erschöpfung. Es ist ein ernstes Problem, das dringend angegangen werden muss.

Sensibilität trifft auf Unverständnis

Menschen mit Autismus sind Meister darin, Muster zu erkennen und Informationen zu verarbeiten. Doch genau diese Fähigkeiten können sie auch leicht überfordern.

In einer Welt voller sensorischer Reize und komplexer sozialer Interaktionen kommt es schnell zur Überlastung. Wenn Betroffenen dann noch Unterstützung fehlt oder ihr Umfeld wenig Verständnis zeigt, kann dies zum autistischen Burnout führen.

Auf den ersten Blick äussert sich das beispielsweise durch Rückzug, Fatalismus, Erschöpfung, Frustration und Unordnung. Innerlich kann es sich anfühlen wie eine verwirrende Mischung aus Depression, Angst, Taubheit und einer Unfähigkeit, Schritt zu halten.

Wenn Überforderung mit Ungehorsam verwechselt wird

Bei Kindern und Jugendlichen wird autistischer Burnout oft fälschlicherweise als Verhaltensproblem interpretiert. Sie ziehen sich zurück, meiden Blickkontakt oder kommunizieren nur noch einsilbig – alles Anzeichen von Überforderung und Erschöpfung.

Statt Unterstützung zu erhalten, werden sie jedoch häufig als faul oder aufsässig abgestempelt. Diese falsche Diagnose verschlimmert den Zustand des Jugendlichen nur und trägt zur Verschlechterung des Burnouts bei.

Durch häufige Begleiterkrankungen wie ADHS, schwere Depression und generalisierte Angststörung kann sich die Situation weiter zuspitzen.

Wege aus dem autistischen Burnout

Autistischer Burnout ist jedoch kein dauerhafter Zustand und Erholung ist mithilfe unterschiedlicher Methoden möglich. Allerdings sind dafür einige Anpassungen notwendig.

Junge sitzt draussen
Bei Jugendlichen wird autistischer Burnout oft fälschlicherweise als Verhaltensproblem interpretiert. - Unsplash

Dabei geht es nicht darum, einfach «stärker» zu werden und zum alten Leben zurückzukehren. Vielmehr sollte das Ziel sein, Lebensumstände zu schaffen, die einen erneuten Ausbruch des autistischen Burnouts verhindern.

Dazu gehört auch die Anerkennung der eigenen Bedürfnisse und Grenzen sowie ein sicherer Raum, um wieder zu sich zu kommen.

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